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Rituale und Routinen

Rituale und Routinen strukturieren den Tag und das ganze Jahr. In einer, in manchen Teilen der Welt zunehmenden, säkularen Welt strukturieren Feste, die den Zweck des erhöhten Konsums in sich tragen, das Jahr. Allerdings mit dem Nachteil, dass sie inhaltsleer und keinerlei spirituellen und rituellen Charakter aufweisen. Werden Feste gefeiert, die einem bestimmten Brauchtum folgen, die rituelle Handlungen zum Inhalt haben, dann haben diese das Potential, Sicherheit und Vertrautheit zu vermittelt. Routinen sind unabdingbar, wenn wir in gewisser Weise handlungsfähig bleiben wollen. Ich spreche dabei von jenen Routinen, die wir uns selbst zuteilwerden lassen.

Tägliche Routinen

Wer fit bleiben will und mit einer regelmäßigen Gymnastik beginnen möchte, der wird merken, dass die ersten paar Einheiten noch nicht zur Routine geworden sind. Man muss sich extra daran erinnern, sich motivieren und erlebt die sportlichen Einheiten als ungewöhnlich, nicht routiniertes Tun. Doch sobald man diese in einer bestimmten Frequenz regelmäßig durchführt, werden sie zu einer meist angenehmen Routine. Ein Indiz dafür ist, dass einem regelrecht was fehlt, wenn man die Fitnesseinheit nicht ausübt. So verhält es sich mit dem Zähneputzen, mit dem morgentlichen Lesen der Nachrichten und vielem mehr.

Routinen durchbrechen

Wer jedoch immer denselben Weg zu Arbeit geht, immer ins gleiche Hotel auf Urlaub fährt und sich immer wieder mit den gleichen Leuten verabredet, der tut gut daran, diese Routinen mal zu manchmal zu durchbrechen. Denn dazu gibt es Erkenntnisse, dass neue Ereignisse unser Gehirn herausfordern. Und das kann einer Demenz vorbeugen. Sich generell mit Unerwarteten konfrontieren, mit Menschen auseinandersetzen, die so gar nicht auf der gleichen Welle schwimmen, tut gut und hält wahrlich fit. 

Rituale für das eigene Gemüt

Viele Menschen lieben eine gewisse Mystik. Wenn etwas feierlich begangen wird, unterlegt von entsprechender Musik, Kerzenlicht und sonstigen Simulanzen, sind wir Menschen mehr oder weniger empfänglich. Wir wollen gelegentlich abtauchen in eine etwas andere Welt. Uns mit Dingen und Erlebnissen umgeben, die nicht alltäglich sind. Die nicht geprägt sind von Effizienz, Ordnung und Konsum. In gehörte Musik tauchen wäre ein Beispiel. Wenn sich diese Auszeit mit einer bestimmten rituellen Handlung verbindet, dann sind wir vielleicht von diesem momentanen rituellen Tun verzaubert. Man könnte es als geordnetes Out-of-control bezeichnen. Manche erklären uns, dass Exzesse, die nicht in ein Extrem ausschlagen, dass anderen schadet, für unser Menschsein gut sind.

Exzesse in geordneten Bahnen – kultivierte Rituale

Der Autor Franz-Josef Wetz befasst sich in seinem Buch mit dem Titel „Exzesse, wer tanzt, tötet nicht“ damit, dass in jeder Gesellschaftsform exzessive Feste und Rituale mehr oder weniger abgehalten werden. Doch in unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft wird der Exzess sanktioniert. Selbstverständlich geht es nicht, darum, anderen damit zu schaden oder ihnen sogar Gewalt anzutun. Es geht dem Autor darum, Möglichkeiten zu denken, wie man einen sozialverträglichen Weg finden könnte, um Menschen, die ein Bedürfnis nach sinnlichen Räuschen haben, dies ermöglichen zu können. Gemäß diesem Autor brauchen viele Menschen auch ausschweifendere Rituale, die sie aus dem Alltag heben und gewisse innere Bedürfnisse befriedigen. Somit sollten wir uns selbst mal die Zeit nehmen, um uns zu fragen, wo und in welcher adäquaten Art wir uns Auszeit nehmen und diese genießen können. Um eben wieder unsere Routinen nach einer Auszeit gut und besser leben zu können.

 

Quellen:

Franz-Josef Wetz, 2016: Exzesse. Wer tanzt, tötet nicht. Aschaffenburg: Alibri